ProzessplanungWie funktioniert das Pull-Prinzip?
Was ist das das Pull-Prinzip?
Das Pull-Prinzip als Methode aus dem Lean-Management bedeutet wörtlich übersetzt: Zug- oder Hol-Prinzip.
Beim Pull-Prinzip erfolgt die Bestellung, wenn die Ware benötigt wird, das heißt, wenn der Markt zieht. Daher ist hier oft eine Just-in-time-Lieferung wichtig, damit die Produktionsdauer möglichst kurz ist. Der Schwerpunkt des Pull-Prinzips liegt in der reibungslosen Lieferkette ohne große Lagerbestände der verschiedenen Fertigungsstufen. Damit werden Lagerplätze und Kosten gespart.
Das Pull-Prinzip zieht sich vom Endverbraucher oder Endkunden durch die gesamte Herstellungs- und Lieferkette der herstellenden Unternehmen. Diese Lean-Methode vereint Effizienz und kundenorientiertes Arbeiten.
Wie funktioniert das Pull-Prinzip?
Nach dem Pull-Prinzip löst der nachgelagerte Prozess den vorhergehenden aus. Diese Signalwirkung erreichen Unternehmen zum Beispiel durch Kanban-Karten zur internen Nachversorgung. Wird ein Signal ausgelöst, beginnt der vorherige Prozessschritt mit dieser Information seine Aufgabe. Nicht früher, nicht später.
Ein Produkt durchläuft mehrere Schritte, bis es fertiggestellt ist. Dabei ist der letzte Prozessschritt die Bereitstellung des Produkts für den Endverbraucher. Ist die Produktion nach dem Pull-Prinzip ausgerichtet, beginnt die Herstellung des Produkts erst mit dem Auftrag des Kunden oder Endverbrauchers.
Die Nachfrage wird bei dem jeweils vorherigen Produktionsschritt angezeigt. Der Kundenwunsch zieht sich von hinten nach vorn durch die gesamte Wertschöpfungskette.
Wie wird das Pull-Prinzip in der Supply Chain umgesetzt?
Das Pull-Prinzip wird nicht nur bei der Abstimmung mit Endverbrauchern angewendet. Auch im Supply-Chain-Management, sprich der Logistik eines Unternehmens und in der Wertschöpfungskette des Unternehmens und seiner Lieferanten, leistet es gute Dienste.
Der Verbrauch eines Produkts richtet sich in der gesamten Wertschöpfungskette, vom Endverbraucher hin zu Lieferanten, nach der jeweiligen Nachfrage in der nächsten Stufe der Wertschöpfungskette.
Sagt beispielsweise der Vertrieb, dass er mehr Produkte benötigt, weil viele Kundenaufträge vorliegen, dann werden diese Endprodukte auf Abruf montiert und versendet. Diese Abfolge zieht sich durch mehrere Wertschöpfungsstufen und Prozessschritte. Benötigt die Endmontage eine gewisse Anzahl halbfertiger Produkte, gibt sie ein Signal an die Vorproduktion. Benötigt die Vorproduktion Teile oder Materialien von Lieferanten, meldet sie dies an die Lieferanten.
Eine genaue Feinabstimmung aller Prozessschritte zwischen Unternehmen und Lieferanten und den betroffenen Betriebsbereichen ist unerlässlich, um mit dem Pull-Prinzip eine schnelle Lieferung zu gewährleisten. Unternehmen erreichen diesen Zielzustand durch eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und externen Partnern, die in der Lage sind, auf Zuruf zu liefern.
Wie unterscheiden sich das Pull-Prinzip und das Push-Prinzip?
Mit dem Push-Prinzip werden Aktivitäten wie die Herstellung eines Produkts nicht explizit an der Nachfrage und dem Bedarf eines Kunden ausgerichtet. Vielmehr sammeln die Strategen vorher Informationen über die aktuelle Lage und den voraussichtlichen Bedarf.
Dann wird das Produkt ohne konkreten Kundenauftrag produziert und mittels einer geeigneten Preisstrategie am Markt platziert. Mit verschiedenen Marketingstrategien wird dann aktiv versucht, alle hergestellten Produkte bestmöglich an die Händler oder Verbraucher zu verkaufen.
Auch in Bezug auf die Produktion gibt es deutliche Unterschiede: Während beim Pull-Prinzip erst dann produziert wird, wenn es eine Nachfrage oder einen Auftrag dafür gibt, arbeitet das Push-Prinzip mit festen Zeitpunkten und Mengen, die produziert werden.
Abnehmer erhalten beim Push-Prinzip eine bestimmte Menge des Produkts zu einer bestimmten Zeit, welche sie auf den Markt „drücken“ müssen. Eine Abstimmung mit Lieferanten erfolgt kaum. Die Produktion erfolgt nach dem Produktionsplan. Dort sind die Produktionszeiten und die Produktionsmengen von vornherein festgelegt.
Vorteile und Nachteile des Pull-Prinzips
Vorteile des Pull-Prinzips:
- kundenorientierte Ausrichtung der gesamten Wertschöpfungskette vom Marketing über die Produktion und Logistik
- keine ausufernden Zwischen- und Endlager, Transport auf Abruf
- weniger fehleranfällige Prozesse
- flexibleres Arbeiten
- Bereiche eines Unternehmens koordinieren sich besser und arbeiten enger zusammen
- bessere Kundenbindung
Mögliche Nachteile des Pull-Prinzips:
- Produktion des Unternehmens auf prompte Lieferung angewiesen
- genaue Prüfung der gesamten Lieferkette notwendig
Wann lohnt sich die Einführung des Pull-Prinzips?
Die Abstimmung jedes einzelnen Prozessschrittes ist von großer Bedeutung für den Erfolg des Pull-Prinzips. Dies betrifft sowohl die interne Koordination als auch die Abstimmung mit Lieferanten und Kunden. Werden die Informationsflüsse aufrechterhalten, rechnet sich der Mehraufwand bei der Einführung.
Eine teilweise Umstellung, zum Beispiel für interne Produktionseinheiten, kann gelingen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass alte Muster beibehalten werden.