Berufliche Fortbildung und WeiterbildungKI-Schulungen für Beschäftigte – Rahmenbedingungen und Inhalte

Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden ausreichende Kompetenzen im Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI) am Arbeitsplatz haben. Faktisch bedeutet dies eine Pflicht zur Schulung der Beschäftigten. Welche Vorgaben und Rahmenbedingungen müssen Sie beachten? Welche Inhalte müssen Sie vermitteln? Welche Schulungsmaßnahmen kommen infrage?

Woraus ergibt sich die KI-Schulungspflicht?

KI-Anwendungen werden zunehmend auch im Arbeitsalltag genutzt. Den Arbeitgebern kommt dabei eine besondere Verantwortung zu: Sie müssen dafür sorgen, dass sämtliche Mitarbeiter, die KI-Systeme am Arbeitsplatz verwenden, entsprechende Kenntnisse und Kompetenzen im Umgang mit KI haben oder diese erwerben.

Das schreibt eine EU-Verordnung (KI-VO 2024/1689), der sogenannte AI-Act, vor. Sie regelt den Umgang mit KI innerhalb der EU.

Eine der Regelungen dieser Verordnung bezieht sich auf die Maßnahmen, die Anbieter und Betreiber von KI-Systemen im Hinblick auf die KI-Kompetenz ihrer Beschäftigten ergreifen müssen.

Hintergrund

Artikel 4 KI-VO zur KI-Kompetenz

Die Anbieter und Betreiber von KI‑Systemen ergreifen Maßnahmen, um nach besten Kräften sicherzustellen, dass ihr Personal und andere Personen, die in ihrem Auftrag mit dem Betrieb und der Nutzung von KI‑Systemen befasst sind, über ein ausreichendes Maß an KI‑Kompetenz verfügen, wobei ihre technischen Kenntnisse, ihre Erfahrung, ihre Ausbildung und Schulung und der Kontext, in dem die KI‑Systeme eingesetzt werden sollen, sowie die Personen oder Personengruppen, bei denen die KI‑Systeme eingesetzt werden sollen, zu berücksichtigen sind.

Wen betrifft die Schulungspflicht?

Demnach betrifft die Schulungspflicht:

  • Entwickler, Hersteller und Anbieter von KI-Systemen sowie
  • Unternehmen, in denen Mitarbeitende KI-Systeme für betriebliche Zwecke nutzen.

Die Schulungspflicht gilt unabhängig von der Betriebsgröße. Entscheidendes Kriterium ist, ob es im Unternehmen Mitarbeitende gibt, die KI-Technologie für betriebliche Zwecke verwenden.

Welche Maßnahmen müssen Arbeitgeber ergreifen?

Arbeitgeber müssen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Beschäftigten, die mit KI arbeiten, über ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz verfügen.

Neben dem technischen Know-how im Umgang mit KI sollen insbesondere auch Kenntnisse vermittelt werden:

  • über die Chancen und Risiken beim Einsatz von KI,
  • zu den rechtlichen Rahmenbedingungen,
  • zu ethischen Aspekten beim Umgang mit KI-Systemen,
  • zum Umgang mit potenziellen Fehlern bei der Anwendung von KI.

Außerdem muss sichergestellt werden, dass Entscheidungen im Unternehmen letztlich nicht (allein) auf Basis von KI-Daten getroffen werden. Die Anwendung von KI-Systemen muss der menschlichen Kontrolle und Aufsicht unterliegen.

Welche Schulungsmaßnahmen kommen infrage?

Konkrete Vorgaben, welche Maßnahmen die Unternehmen in Bezug auf die KI-Kompetenz der Beschäftigten ergreifen müssen, macht der AI-Act nicht. Möglich sind:

  • Interne oder externe Schulungen zur KI-Nutzung
  • E-Learning-Angebote
  • Workshops
  • Festlegung von verbindlichen KI-Standards mittels Einführung einer unternehmensinternen KI-Richtlinie
  • Einrichtung von KI-Arbeitsgruppen

Wichtig: Jegliche Form der Schulung sollte dokumentiert werden. Halten Sie fest:

  • wann die Schulung durchgeführt wurde,
  • wie umfangreich sie war (Dauer),
  • wer daran teilgenommen hat,
  • welche Inhalte behandelt wurden und
  • wer die Inhalte vermittelt oder erstellt hat.

Was muss bei der KI-Schulung berücksichtigt sein?

Laut KI-Verordnung müssen Unternehmen sicherstellen, dass das Personal über ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz verfügt. Dabei müssen folgende Aspekte beachtet werden:

  • die technischen Kenntnisse der Mitarbeitenden,
  • ihre Erfahrung, Ausbildung und bereits erfolgte Schulungen,
  • der Kontext, in dem die KI-Systeme eingesetzt werden sollen, sowie
  • die Personen oder Personengruppen, bei denen die KI-Systeme eingesetzt werden sollen.

Das bedeutet: Nach dem „Gießkannen-Prinzip“ einheitliche Schulungen für das ganze Unternehmen durchzuführen, ist nicht ratsam. Es ist zu empfehlen, die Schulungen auf die verschiedenen Mitarbeiter-Zielgruppen auszurichten und dabei die unterschiedlichen Wissensstände in Bezug auf KI zu berücksichtigen.

Nachhaltigkeit sicherstellen

Betrachten Sie KI-Schulungen nicht als einmalige Angelegenheit und stellen Sie sicher, dass Sie die Mitarbeitenden mit regelmäßigen Updates auf dem neuesten Stand halten.

Bedarfsanalyse durchführen

Vorab sollten Sie analysieren:

  • Wo im Unternehmen werden KI-Systeme genutzt?
  • Welche Risiken sind mit der KI-Verwendung verbunden?
  • Welche Beschäftigten nutzen KI-Anwendungen am Arbeitsplatz?
  • Welche Mitarbeitenden haben Schulungsbedarf oder einen besonders hohen Schulungsbedarf?

Was die Schulung bezwecken soll

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen dahingehend geschult werden, dass sie

  • lernen, wie KI-Systeme funktionieren,
  • verstehen, welche Einsatzmöglichkeiten es für KI im Unternehmen gibt,
  • potenzielle Risiken von KI einschätzen und erkennen können,
  • rechtliche und ethische Anforderungen im Zusammenhang mit KI einhalten können.

Das sind die Lernziele, die eine entsprechende KI-Schulung verfolgen sollte.

Praxis

Möglicher Aufbau einer KI-Schulung

Die Anforderungen an die Inhalte einer KI-Schulung können je nach Branche, Unternehmensgröße und den Vorkenntnissen der Beschäftigten unterschiedlich sein.

Grundsätzlich sollte die Schulung folgende Themenbereiche beinhalten:

Definition und Funktion von KI

  • Was sind KI-Systeme?
  • Wodurch unterscheiden sie sich von anderen Technologien?
  • Welche Anwendungsbereiche gibt es im Unternehmen für KI?

Rechtliche Rahmenbedingungen

  • Welches sind die zentralen Vorgaben der KI-Verordnung der EU?
  • Welche Datenschutz-Bestimmungen sind im Zusammenhang mit KI zu beachten?
  • Welche Haftungsrisiken ergeben sich bei der KI-Anwendung?

Ethische Aspekte

  • Wie können Diskriminierungen im Zusammenhang mit der KI-Anwendung vermieden werden?
  • Wie können KI-Systeme transparent im Unternehmen eingesetzt werden?
  • Welche Verantwortung tragen Arbeitgeber und Beschäftigte bei der KI-Nutzung?

Risikomanagement

  • Welche Risiken bestehen im Umgang mit KI-Systemen, und wie können diese erkannt werden?
  • Mit welchen Maßnahmen kann das Risiko einer fehlerhaften oder missbräuchlichen Nutzung von KI-Systemen minimiert werden?
  • Mit welchen Maßnahmen können die eingesetzten KI-Systeme kontrolliert werden?

Technische Anwendung von KI-Tools

Darüber hinaus wird eine KI-Schulung auch die KI-Technik als solche behandeln. Hier werden die Teilnehmenden darin geschult, die jeweils eingesetzte KI-Technik für die eigene Arbeit zu nutzen.

Welche Inhalte dies im Einzelnen sind, wird vom Arbeitsplatz, den Aufgaben und den eingesetzten KI-Tools abhängen. Übergreifend sind diese Inhalte sinnvoll:

  • Funktionsweise des jeweiligen KI-Tools
  • Möglichkeiten, diese Tools für die eigenen Aufgaben zu nutzen
  • Integration der KI-Tools und der KI-Ergebnisse im eigenen Arbeitsablauf

Weitere Beispiele für Inhalte von KI-Schulungen, speziell für die Anwendung im Prozessmanagement, finden Sie in dieser Vorlage.

Was Sie außerdem beachten müssen, ist in dieser Vorlage zusammengestellt.

Bestimmen Sie mithilfe der Vorlage, welche Beschäftigten eine KI-Schulung besuchen sollen und welche Lernziele und Inhalte dann zu vermitteln sind. Bereiten Sie eine passende Schulung vor und dokumentieren Sie, welche KI-Schulungen entsprechend durchgeführt wurden.

Dazu im Management-Handbuch

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