Kreativität steigernSo fördern und nutzen Sie Kreativität im Unternehmen

Warum ist die Förderung von Kreativität in Unternehmen wichtig? Wie unterscheiden sich Routineaufgaben von der kreativen Lösungsfindung? Und wie binden Unternehmen alle Mitarbeitenden in kreative Prozesse ein? Tipps für Unternehmen, die kreatives Denken fördern und langfristig von der Kreativität der Teams profitieren möchten.

Was ist Kreativität?

Neues zu denken, erfordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Und dafür sind wir nicht nur mit unserem Großhirn gut ausgestattet, sondern auch mit der Sprache. Dieses hoch artifizielle Kommunikationssystem erlaubt, von anderen Gedachtes zur Kenntnis zu nehmen, uns mit Kolleginnen und Kollegen aus der Nachbarabteilung auseinanderzusetzen und im Strategieworkshop über die Zukunft zu sprechen.

Diese beiden Grundausstattungen versetzen uns in die Lage, kreativ zu sein. Doch: Was ist Kreativität?

Kreativität bezeichnet die schöpferische Kraft zum Lösen von Problemen. Sie ist ein kognitiver Prozess, in dem Fantasie, Gedächtnis, Vernunft und Methode genutzt werden.

Kreativität ist aus dem englischen Begriff „creativity“ abgeleitet, der als wissenschaftliches Konstrukt in den 1950er-Jahren in der Kreativitätsforschung in den USA entstand. Der Begriff lässt sich zurückführen auf das lateinische „creare“, das „zeugen“, „gebären“ oder „erschaffen“ bedeutet.

Kreativität hat also mit Schöpfung und Schöpfungskraft zu tun. Es umfasst ein Denken in Möglichkeiten und Alternativen.

Sind alle Menschen kreativ?

Da immer mehr Routineaufgaben von Maschinen und Künstlicher Intelligenz erledigt werden, ist im Job Kreativität gefragt. Und nun ist die Frage, ob wir kreativ genug sind? Ob wir alle kreativ sind? Ob man Kreativität erlernen muss und ob man sie steigern und verbessern kann?

Beruhigend sind die Mitteilungen der Wissenschaft, dass alle Menschen kreativ sind. Wir besitzen eine natürliche Grundausstattung, die uns kreativ macht. Im Verlaufe der Evolution sind wir mit mehreren Gehirnen ausgestattet worden.

Hirnstamm und Kleinhirn kümmern sich um unser physisches Funktionieren, das Limbische System um unsere Psyche und das Großhirn ist frei für bewusste Denkprozesse. Im Großhirn hat sich eine praktische Arbeitsteilung herausgebildet: In einigen Arealen sind wir hauptsächlich mit abstrakten Prozessen befasst und in anderen mit den bildhaften Prozessen.

Vielleicht ist gerade diese Vielfalt im Gehirn das Geheimnis, dass wir kreativ sind. Wäre unser Gehirn nur ein Elektroschaltkasten, kämen nur Ein oder Aus infrage, wir könnten nur Algorithmen abarbeiten. Aber die Streuungen in unseren Denkleitungsprozessen erlauben Abweichungen vom bisher Gedachten, sie erlauben Ungedachtes zu denken.

Beispiele: Wann kreative Lösungsansätze in Unternehmen gefragt sind

Die meisten Abläufe in den Unternehmen sind etabliert, standardisiert und Routine. Und das ist gut so. Kreativität kommt dann zum Einsatz, wenn Neues gefragt ist oder in besonderen Aufgabenbereichen und Funktionen im Unternehmen. Hier einige Beispiele:

  • Innovationsmanagement bei Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen
  • Marketing, Kommunikation und Werbung zur Verkaufsförderung der Produkte und Dienstleistungen
  • betriebliches Vorschlagswesen zur Verbesserung von Prozessen und Methoden
  • kontinuierliche Verbesserung von Routine-Abläufen und eingesetzten Werkzeugen
  • Strategieentwicklung, Formulierung von Vision, Mission und Leitbildern sowie von neuen Geschäftsmodellen
  • Gestaltung neuer Prozesse oder Organisationseinheiten im Unternehmen
  • Nutzung von Instrumenten zur Finanzierung des Unternehmens

Warum ist Kreativität wichtig bei der Problemlösung in Unternehmen?

Für die meisten Menschen besteht ihre tägliche Arbeit aus der Bearbeitung von Routineaufgaben. Das sind Sachverhalte, für die es Algorithmen gibt, für die wir Routinen oder Prozesse ausgearbeitet haben. Selbst Künstler, die sich als kreativ bezeichnen, oder Mitarbeitende aus den Branchen der sogenannten Kreativwirtschaft arbeiten sich hauptsächlich an Routinen ab.

Daneben gibt es aber immer wieder neue Aufgaben oder unbekannte Schwierigkeiten, die in dieser Form noch nicht aufgetaucht sind. Dann haben wir ein Problem. Überlegen Sie für Ihren Arbeitsplatz und Ihr Stellenprofil: Wie viel Zeit verwenden Sie für

  • Routineaufgaben: _______
  • Lösen von neuartigen Problemen: ______
  • Summe: 100 Prozent

Das Lösen von neuartigen Problemen kann unterschiedliche Schwierigkeitsstufen umfassen:

  • Die Lösung wurde so oder in vergleichbarer Form bereits an anderer Stelle entwickelt; sie muss nun auf Ihr Problem übertragen werden.
  • Die Lösung war so noch nicht vorhanden. Sie ist gewissermaßen eine Weltneuheit.
  • Das Problem musste mit unbekannten Methoden und Werkzeugen erarbeitet werden; das heißt, es musste nicht nur das Problem gelöst, sondern auch der Weg dorthin völlig neu entwickelt werden.

Die Lösung solcher Probleme wird in Unternehmen oft in Form eines Projekts angegangen. Deshalb lassen sich Routineaufgaben und Projektaufgaben oder Routineaufträge und Projektaufträge unterscheiden. Die folgende Abbildung zeigt diese Stufen der Aufgaben- und Problembearbeitung.

Einordnung Routine-Auftrag und Projekt-Auftrag

Was Routine und kreative Problemlösung unterscheidet

Merkmale von Routine:

  • präzise, häufig quantifizierte Ziele
  • geringe Unsicherheiten über Aktivitäten und Ergebnisse
  • gute Planbarkeit
  • Zeitbedarf zumeist bekannt
  • ausgeprägte Erfahrungen
  • Verfahrensanweisungen liegen vor
  • klare Aufgabenzuweisungen möglich
  • Austauschbarkeit von Mitarbeitenden möglich
  • determinierte Prozessabwicklung
  • klare Entscheidungsregeln

Merkmale von Problemlöseprozessen (mit Kreativität):

  • häufig unscharfe Ziele
  • hohe Unsicherheiten über Aktivitäten und Ergebnisse
  • geringere Planbarkeit
  • Zeitbedarf zumeist unbekannt
  • nur allgemeine Erfahrungen
  • Verfahrensanweisungen nur im Projekt- und Innovationsmanagement
  • flexible Aufgabenzuweisungen nötig
  • Austauschbarkeit häufig unmöglich
  • Prozessabwicklung von Zufällen beeinflusst
  • fallweise Entscheidungsregeln

Der Prozess der Kreativität

Die Wahrnehmung und die Formulierung eines Problems oder einer kniffligen Aufgabe stehen am Anfang eines Kreativitätsprozesses. Kreativ werden wir nur dann, wenn wir unser Problem oder unsere knifflige Aufgabe kennen und uns deren Bedeutung bewusst sind. Daran schließen sich weitere Phasen und Schritte der Kreativität an, die in der folgenden Abbildung benannt sind.

Kreativität als Prozess
Praxis

Zur Bedeutung der Kreativität im Unternehmen

Überlegen Sie:

  • Inwiefern spielt in Ihrem Unternehmen Kreativität eine wichtige Rolle?
  • Zu welchen Anlässen müssen Sie oder Ihre Kolleginnen und Kollegen kreativ sein?

Benennen Sie persönliche Aufgaben und Fragestellungen, die Sie „nach Routine“ lösen, und solche, für die Sie kreative Lösungen brauchen. Orientieren Sie sich dabei an der folgenden Vorlage und Einordnung.

Erkennen Sie Ihr Problem

Notieren Sie in einer Liste Probleme, die Sie sehen. Überlegen Sie genau und schärfen Sie so Ihr Problembewusstsein. Stellen Sie mögliche Probleme zusammen, etwa in einer Tabelle wie der folgenden.

Damit Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen kreativ sein können, braucht es aber nicht nur ein Problem. Dazu braucht es weitere Voraussetzungen und förderliche Rahmenbedingungen.

Dazu im Management-Handbuch

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