So funktioniert Action Learning Schritt für Schritt

Folgende Schritte sind wichtig, wenn Sie in Ihrem Unternehmen ein Action-Learning-Programm einrichten und Action-Learning-Projekte durchführen wollen:

  1. Initiierung: Das Unternehmen und das Management entscheiden, dass sie ein Action-Learning-Programm einrichten. Sie lassen sich dazu über Bedingungen, Methoden und Nutzen beraten.
  2. Orientierung und Vorbereitung: Die Rollenträger und die Projekte (Problemstellungen) werden identifiziert.
  3. Teilnehmende: Es werden Lerngruppen gebildet.
  4. Auftaktveranstaltung: Alle Rollenträger entwickeln eine gemeinsame Vorstellung für den Ablauf des Programms.
  5. Projektarbeit: Die Teilnehmenden entwickeln in der Projektarbeit die Lösungen für die definierten Probleme.
  6. Action-Learning-Gruppen: Sie bestehen aus etwa fünf Teilnehmenden, die sich alle zwei bis vier Wochen treffen, um sich gegenseitig zu coachen und bei der Problemlösung zu helfen. Dabei wird vor allem über den Lernprozess reflektiert.
  7. Gesprächsrunden: Hier treffen sich etwa alle zwei bis vier Wochen Teilnehmende und Förderer, um über einzelne Lösungsschritte, Fragen bei der Projektarbeit etc. zu diskutieren.
  8. Abschluss mit Ergebniskonferenz: Die Problemlösungen werden den Auftraggebern und den Kunden präsentiert. Das Ergebnis wird diskutiert. Der Prozess der Problemlösung, das projektbegleitende Lernen, wird rückblickend bewertet.

Die gesamte Dauer eines Action-Learning-Programms hängt von den Aufgaben und Problemstellungen ab, die die Teilnehmenden lösen sollen. Sie sollten so anspruchsvoll sein, dass sie eine gewisse Zeit benötigen. Sie sollten aber auch in einer absehbaren Zeitspanne zu bewältigen sein, um Personalfluktuationen oder das Einschlafen des Projekts zu verhindern. Möglich sind Zeitspannen von vier bis acht Monaten.

Die Ausführung im Arbeitskontext liegt in der Verantwortung der Rollenträger, insbesondere der Teilnehmenden. Sie bearbeiten ihr Projekt mit den üblichen Methoden des Projektmanagements. Eventuell müssen einige Teilnehmende zunächst ein Training in der Methodik des Projektmanagements durchführen.

Aufgaben beim Action Learning

Wenn Sie für die Durchführung des gesamten Action-Learning-Programms verantwortlich sind, sollten Sie sich begleitend mit allen Rollenträgern immer wieder abstimmen. Dabei geht es darum, dass Sie Lernprozesse und Lerneffekte bei den Teilnehmenden sicherstellen. Fragen Sie dazu die einzelnen Akteure und Rollenträger:

  • Wie ist der Ablauf des einzelnen Projekts und des Lernens aus deren Sicht?
  • Welche Fragen und Probleme tauchten auf?
  • Werden die Termine der Action-Learning-Gruppe und der Gesprächsrunden eingehalten?
  • Wie sind die gemeinsamen Treffen verlaufen?
  • Liegt das Projekt noch im Zeitplan?
  • Was wurde gelernt?
  • Haben sich bei den Teilnehmenden auch Einstellungen, Werte und Normen verändert?

Halten Sie die Ergebnisse schriftlich fest. Legen Sie ein Logbuch an, in dem Sie Lernergebnisse, Lerneffekte, sonstige Erfahrungen und Erkenntnisse festhalten genauso wie Schwächen und Defizite im Lernprozess.

Wie Sie den Austausch der Lernenden fördern

Die Teilnehmenden können sich auch zwischendurch bei Bedarf treffen und über ihre Erfahrungen sprechen. Sie sollten dabei beachten, dass niemand in eine Außenseiterrolle gerät. Allerdings gibt es unterschiedliche Arbeitstypen. Die einen brauchen mehr Austausch, die anderen weniger.

Manchmal kann die Bildung von Lernduos hilfreich sein. So hat der einzelne Teilnehmer einen direkten Sparringpartner oder Coach. Ein Partner arbeitet bei einzelnen Arbeitsschritten direkt mit und gibt dem anderen sofort eine Rückmeldung.

Reflektieren Sie für alle Teilnehmenden, wie diese sich in kritischen Situationen verhalten:

  • Wie geht der Betreffende damit um?
  • Welche Verhaltensmuster legt er an den Tag?
  • Auf welchen Auffassungen beruhen diese?
  • Wie kann er produktiver damit umgehen?
  • Woran scheitert der Versuch, es anders zu tun?

Woran Action-Learning-Programme scheitern können, ist, dass die Termine der gegenseitigen Reflexion, die Treffen der Action-Learning-Gruppe und der Gesprächsrunden nicht eingehalten werden. Hierauf müssen Sie besonders achten und gegebenenfalls den Programmträger einbeziehen!

Fragen zur Reflexion in der Action-Learning-Gruppe

Die Besprechungen der Action-Learning-Gruppe sollten von den Teilnehmenden selbst geplant und durchgeführt werden. So können beispielsweise alle Lernenden einmal die Moderatorenrolle übernehmen. Als verantwortliche Person für das Programm sollten Sie nur bei Konflikten eingreifen und darauf achten, dass folgende Fragen zur Sprache kommen:

  • Was wurde im jeweiligen Projekt gemacht? Jeder präsentiert seinen Projektfortschritt.
  • Welche Probleme tauchten auf?
  • Was waren dafür die Ursachen?
  • Was verlief sehr gut im Projekt?
  • Was hat sich als nützlich erwiesen?
  • Was sind die zentralen Erkenntnisse für den einzelnen Teilnehmenden?

Fragen für Gespräche mit Lernpartnern

Das Gruppen-Meeting kann auch nach den sieben Kernfragen für Gespräche mit Lernpartnern strukturiert werden:

  • Was ist notwendig?
  • Wofür übernehme ich Verantwortung?
  • Was will ich erreichen?
  • Was tue ich?
  • Was hindert und was fördert mein Tun?
  • Wie gehe ich damit um?
  • Wie lerne ich daraus?

Methoden des Reflektierens in der Action-Learning-Gruppe

Eine Methode des Reflektierens läuft folgendermaßen ab:

  • Alle Teilnehmenden schreiben jeweils für sich allein ihre Eindrücke und Einsichten zum Projektverlauf auf: So viele wie möglich, nicht beurteilen oder selektieren, alle Aufzeichnungen verwenden.
  • Zu zweit werden abwechselnd die herausragenden Eindrücke und Einsichten formuliert.
  • Neue Einfälle, die dabei entstehen, werden sofort formuliert.

Alle berichten von ihren Lernergebnissen in der Gruppe:

  • Was habe ich inhaltlich gelernt?
  • Was will ich anwenden?
  • Was habe ich über mich selbst gelernt?

Wichtig dabei ist: Sich für die Aspekte interessieren, die anderen mehr liegen als einem selbst. Alle entscheiden selbst, was sie berichten. Berichterstattung in der Gruppe auf 30 Sekunden beschränken. Auf Vertraulichkeit und Respekt achten.

Diskutieren Sie auch die Frage: Welche Lernergebnisse meiner Kolleginnen und Kollegen in der Lerngruppe haben mich besonders beeindruckt?

In der Diskussion sollten sich die Teilnehmenden gegenseitig bei Problemen helfen und Tipps geben. Sie sollten darüber reflektieren, wie es besser gehen könnte und warum etwas sehr gut ablief.

Ergebnisse des Action Learnings sichern

Das Action Learning-Programm soll die Ziele erreichen, die Sie zu Beginn festgelegt haben. Die allgemeinen Ziele sind:

  • Betriebliche Probleme lösen.
  • Die Teilnehmenden lernen, unstrukturierte Probleme zu lösen, für die es keine fertigen Lösungen gibt.
  • Sie erweitern ihr Kompetenzprofil.
  • Die Teilnehmenden lernen, zu lernen.
  • Dies kommt für künftige Aufgaben unmittelbar auch dem Unternehmen zugute.
Praxis

Ablaufplan für Action Learning entwickeln

Entwickeln Sie einen Ablaufplan für das Action-Learning-Programm.

  • Formulieren Sie zunächst die Ziele und die übergeordnete Themenstellungen.
  • Ergänzen Sie bei Bedarf die einzelnen Aufgaben.

Eventuell müssen Sie jeweils einen eigenständigen Maßnahmenplan erarbeiten. Gewinnen Sie mit Ihrem Ablaufplan vor allem einen Überblick über den zeitlichen Verlauf. Nutzen Sie für diese Aufgabe die folgende Vorlage.

Ergebnisse des Action Learnings sichern

Übernehmen Sie die Ziele, die Sie zu Beginn des Programms mit der Problemdefinition festgelegt haben. Was waren Ihre Ziele? In der folgenden Vorlage haben Sie diese Ziele, die Problemstellungen für das jeweilige Projekt und die zu bearbeitenden Aufgaben zu Beginn formuliert. Nun ergänzen Sie diese Liste um die Ergebnisse.

Gehen Sie vor der Abschlussveranstaltung mit der Besprechung der Ergebnisse noch einmal das gesamte Action-Learning-Programm durch:

  • Sie können dies auf der Grundlage Ihrer eigenen Aufzeichnungen im Logbuch tun.
  • Sie können dies auch mit allen Teilnehmenden und den anderen Rollenträgern persönlich besprechen.

Nutzen Sie für Ihre Übersicht der Ergebnisse die folgende Vorlage.

Im Rahmen der Abschlussveranstaltung werden alle Ergebnisse und Erfahrungen zusammengetragen und diskutiert. Die Teilnehmenden tragen ihre wichtigsten Projektergebnisse vor und schildern den Prozess, die positiven und negativen Erfahrungen. Sie können diese Veranstaltung moderieren.

Achten Sie darauf, dass es nicht darum geht, die Leistung einzelner Personen zu beurteilen. Vielmehr soll ermittelt werden, ob die übergeordneten Ziele erreicht wurden. Stellen Sie also Ihre Ergebniszusammenfassung zur Diskussion. Nutzen Sie für Ihre Planung der Abschlussveranstaltung die folgende Vorlage.

Abschließend ist ein Erfahrungsbericht über das gesamte Action-Learning-Programm hilfreich. So können Sie zukünftige Programme besser gestalten. Das Management und die Programmträger können damit überzeugt werden, diese Form des Lernens auch in Zukunft zu fördern. Zudem können Sie Ihre eigenen Kompetenzen für die Lernberatung weiter verbessern.

Dazu im Management-Handbuch

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