Power Pivot für die DatenanalyseNachteile von impliziten Measures und Löschen dieser Measures
Excel erzeugt automatisch sogenannte implizite Measures, sobald Sie ein Feld in den Wertebereich einer Pivot-Tabelle ziehen. Diese automatisch generierten Kennzahlen liefern Ihnen sofort eine Summe, Anzahl oder einen Durchschnitt – ohne dass Sie selbst eine DAX-Formel schreiben müssen.
Das wirkt auf den ersten Blick bequem. Doch bei näherem Hinsehen offenbaren sich deutliche Schwächen.
In diesem Beitrag lernen Sie:
- welche Nachteile implizite Measures haben,
- warum sie für ein professionelles Datenmodell ungeeignet sind und
- wie Sie implizite Measures im Power-Pivot-Fenster sichtbar machen und dauerhaft löschen.
Warum implizite Measures so verlockend sind
Excel-Nutzer sind es gewohnt, schnell per Drag-and-drop Auswertungen zu erstellen. Genau diesen Effekt bieten implizite Measures:
- Feld in den Wertebereich ziehen → Excel erzeugt automatisch eine Berechnung und Kennzahl.
- Ohne eine einzige Zeile DAX haben Sie sofort Ergebnisse.
- Typische Beispiele: „Summe von Umsatz“, „Anzahl von Bestellungen“.
- Gerade Einsteiger fühlen sich dadurch sicher: „Ich habe schon mit Measures gearbeitet, ohne es zu merken.“
Doch diese Einfachheit hat ihren Preis.
Die Nachteile impliziter Measures im Detail
1. Schreibschutz
Wenn Sie ein implizites Measure im Berechnungsbereich des Power-Pivot-Fensters anklicken, sehen Sie die Formel in der Bearbeitungsleiste – doch Sie können sie nicht ändern. Die Formel ist schreibgeschützt.
Auch der Name lässt sich nicht direkt im Power-Pivot-Fenster anpassen. Lediglich über die Wertfeldeinstellungen der Pivot-Tabelle können Sie den angezeigten Namen umbenennen. Das bedeutet: Sie haben keine Kontrolle über die eigentliche Berechnung.
2. Eingeschränkte Funktionen
Über die Wertfeldeinstellungen können Sie die Aggregation zwar ändern (Summe, Mittelwert, Anzahl, Minimum, Maximum …), aber:
- Excel bietet nur rund zehn Standardtypen.
- Die fast 300 DAX-Funktionen bleiben unzugänglich.
Wollen Sie zum Beispiel eine Gewinnmarge oder eine dynamische Zeitintelligenz-Funktion berechnen, ist das nicht möglich.
Implizite Measures sind also eine Einbahnstraße – praktisch für Standardsummen, unbrauchbar für echte Business-Kennzahlen.
3. Unübersichtlichkeit im Modell
Immer wenn Sie die Aggregation ändern (zum Beispiel von Summe zu Mittelwert), erzeugt Excel ein neues implizites Measure. Im Modell sammeln sich so viele ähnliche Measures mit Namen wie „Summe von Menge“, „Durchschnitt von Menge“ oder „Anzahl von Menge“.
Diese können Sie im Power-Pivot-Fenster sichtbar machen – und Sie werden erstaunt sein, wie viele sich dort „unsichtbar“ angesammelt haben.
Das führt zu einem aufgeblähten und unübersichtlichen Datenmodell.
4. Fehlende Wiederverwendbarkeit
Implizite Measures sind immer an die Pivot-Tabelle gebunden, in der sie entstanden sind. Sie können diese Measures nicht in anderen Pivot-Tabellen oder Pivot-Charts nutzen.
Für jede neue Auswertung müssten Sie die Kennzahl erneut erzeugen. Für kleine Ad-hoc-Auswertungen mag das genügen, für ein professionelles Datenmodell ist das aber ein klarer Nachteil.
Implizite Measures löschen
Ein häufiger Irrtum ist: Wenn Sie ein implizites Measure aus dem Wertebereich der PivotTable entfernen, sei es damit gelöscht. Das stimmt nicht. Das Measure bleibt im Datenmodell gespeichert – unsichtbar, aber weiterhin vorhanden.
Öffnen Sie das Power-Pivot-Fenster, indem Sie im Menüband die Befehlsfolge Registerkarte Power Pivot > Befehlsgruppe Datenmodell > Befehl Verwalten wählen.
Es öffnet sich das Power-Pivot-Fenster.
Measures werden im Berechnungsbereich dargestellt. Vergewissern Sie sich daher zuerst, dass der Berechnungsbereich eingeblendet ist.
Falls der Berechnungsbereich nicht sichtbar ist, dann aktivieren Sie im Menüband die Befehlsfolge Registerkarte Start > Befehlsgruppe Ansicht > Befehl Berechnungsbereich.
Nach dem Aktivieren der Schaltfläche bekommen Sie den Berechnungsbereich und die dort definierten Measures angezeigt.
Falls hier keine Measures sichtbar sind, dann sind die implizierten Measures wahrscheinlich noch ausgeblendet. Über die Befehlsfolge Registerkarte Erweitert > Befehl Implizites Measure einblenden bekommen Sie die implizierten Measures dargestellt.
Am unteren Rand der Tabelle finden Sie im Berechnungsbereich Einträge wie „Summe von Menge“ oder „Anzahl von Kunden“.
Diese sind die automatisch erzeugten Kennzahlen (implizite Measures).
Das implizite Measure ist jetzt endgültig aus dem Datenmodell entfernt – ohne dass Ihre Spalten oder Quelldaten beeinträchtigt werden.
Fazit
Zusammengefasst haben implizite Measures drei große Schwächen:
- Keine Kontrolle: Sie können die Formeln nicht bearbeiten oder erweitern.
- Keine Wiederverwendbarkeit: Jede PivotTable erzeugt neue, unverbundene Measures.
- Keine Flexibilität: Sie bleiben auf Standardfunktionen beschränkt.
Für schnelle Summen oder Zählungen sind implizite Measures geeignet. Für professionelle Datenmodelle sind sie jedoch ungeeignet. Setzen Sie stattdessen auf explizite Measures, die Sie selbst definieren, benennen und flexibel einsetzen können.
Für ein sauberes, effizientes und professionelles Modell sollten Sie deshalb:
- Implizite Measures sichtbar machen
- Überflüssige Measures löschen
- Eigene explizite Measures anlegen