EnergiemanagementWie Unternehmen schwankende Energiepreise steuern

Energie ist für viele Unternehmen ein bedeutender Kostenfaktor. Der Einkauf kümmert sich aber oft nur nebenbei um Verträge mit Energieversorgern. Das hat Risiken, die sich aber begrenzen lassen. Mit aktivem Energiemanagement lassen sich Energiepreise erheblich senken. So gehen Sie vor.

Energiepreise explodieren, Tarife ändern sich und plötzlich wird der Strompreis zur unternehmerischen Unbekannten. Viele Betriebe reagieren noch immer passiv und lassen sich von steigenden Kosten überraschen.

Dabei gibt es heute praktikable Wege, Energiepreise aktiv zu beeinflussen, mit minimalem Aufwand und maximalem Effekt.

Transparenz schaffen: Energiepreise objektiv bewerten

Viele mittelständische Unternehmen fragen sich, wie sie angesichts volatiler Energiepreise zu verlässlichen Entscheidungen kommen. Ein Marktvergleich sorgt für Transparenz: Er zeigt:

  • aktuelle Konditionen,
  • Preisunterschiede und
  • mögliche Einsparpotenziale.

Vergleichsportale geben Unternehmen eine erste Orientierung über aktuelle Stromtarife und Preisunterschiede am Markt.

Wer jedoch tiefergehende Einblicke oder bessere Konditionen sucht, kann über Energieeinkaufsgemeinschaften oder spezialisierte Dienstleister zusätzliche Transparenz gewinnen. Diese

  • bündeln die Nachfrage mehrerer Unternehmen,
  • klären Konditionen direkt mit Energieversorgern und
  • ermöglichen so strategische Beschaffungslösungen, die über reine Preisvergleiche hinausgehen.

Energie als Führungsaufgabe: Warum Chefsache?

Energie darf nicht mehr nur als Kostenstelle im operativen Einkauf verstanden werden. Vielmehr handelt es sich um ein Thema mit direktem Einfluss auf zentrale Unternehmensziele:

  • Wirtschaftlichkeit: Energie ist ein relevanter Kostenblock und wer ihn aktiv beeinflusst, kann Einsparpotenziale heben.
  • Planungssicherheit: Schwankende Preise erschweren Budgetplanung und Kalkulation. Die strategische Planung im Unternehmen basiert aber auf bekannten Rahmenbedingungen.
  • Versorgungssicherheit: Unklare Vertragslagen oder kurzfristige Beschaffungen können Risiken bergen. Die Geschäftsleitung muss sie kennen und Vorsorge treffen.
  • Nachhaltigkeit: Strategische Energiebeschaffung ist Voraussetzung für viele Klimaziele und ESG-Vorgaben.

Kurzum: Wer als Unternehmen erfolgreich bleiben will, muss Energie zur Managementaufgabe machen, strategisch, systematisch und zielgerichtet. Denn wie andere große Kostenblöcke auch, lässt sich Energie nur dann wirksam steuern, wenn sie in ein umfassendes Kostenmanagement eingebettet ist – mit klaren Zielen, Rollen und Werkzeugen.

Die Realität im Mittelstand: Hohe Kosten, wenig Klarheit

Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist die aktuelle Energiemarktlage eine echte Herausforderung.

Zwar ist der Verbrauch oft so hoch, dass Energiekosten einen erheblichen Teil der Betriebsausgaben ausmachen – etwa in Produktion, Logistik oder Gebäudebetrieb. Gleichzeitig fehlt es intern oft an Zeit, Zuständigkeit oder Know-how, um die Beschaffung aktiv zu steuern. Die Preisbildung ist komplex, der Markt schwer durchschaubar.

Typische Hürden für Verantwortliche:

  • Intransparente Angebote: Viele Tarife, Modelle und Sonderkonditionen machen Vergleiche schwierig, oft fehlen klare Bezugsgrößen.
  • Fehlende Zuständigkeit: Energie fällt häufig zwischen Einkauf, Technik und Controlling, sodass strategische Entscheidungen ausbleiben.
  • Komplexe Rahmenbedingungen: Umlagen, Netzentgelte und politische Eingriffe sorgen für Unsicherheit und Überforderung.
  • Angst vor Fehlentscheidungen: Aus Sorge, den falschen Zeitpunkt oder Anbieter zu wählen, bleibt vieles beim Alten.

Welche Beschaffungsmodelle kommen infrage?

Die Möglichkeiten zur Energieversorgung sind heute vielfältiger denn je. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht, die zeigt, welche Modelle in der Praxis für mittelständische Unternehmen besonders relevant sind:

  • Standardtarife beim Stadtwerk: Einfach, bekannt, aber oft teurer. Kaum Handlungsspielraum.
  • Dynamische Tarife: Preis orientiert sich am aktuellen Markt. Kann günstiger sein, ist aber schwer kalkulierbar. Nur für flexible Unternehmen sinnvoll.
  • Energie-Einkaufsgemeinschaften: Mehrere Unternehmen bündeln ihr Einkaufsvolumen. Dadurch entstehen bessere Konditionen, bei gleichzeitig reduziertem Aufwand.
  • Individuelle Rahmenverträge mit Beratung: Für größere Unternehmen mit eigenem Einkaufsteam oder externer Unterstützung. Flexibel, aber aufwendig.

Praxisleitfaden: So gelingt die strategische Energieentscheidung

Wer aktiv werden will, sollte strukturiert vorgehen. Der folgende 5-Schritte-Plan hilft dabei, die richtigen Entscheidungen zur Energiebeschaffung zu treffen:

  1. Energieverbrauch analysieren: Welche Energiemengen werden wann und wo verbraucht? Gibt es saisonale Schwankungen?
  2. Kosten und Verträge prüfen: Welche Preise zahlen Sie aktuell? Welche Vertragslaufzeiten bestehen? Gibt es Sonderkonditionen?
  3. Möglichkeiten vergleichen: Nutzen Sie Vergleichstools oder holen Sie Angebote über Einkaufsgemeinschaften ein. Auch eine professionelle Beratung kann helfen.
  4. Risiken bewerten: Welche Auswirkungen haben Preissteigerungen auf Ihre Marge? Welche Risiken wollen Sie tragen und welche lieber abgeben?
  5. Modell auswählen und umsetzen: Treffen Sie eine Entscheidung und sorgen Sie für interne Akzeptanz. Planen Sie die Umsetzung mit festen Zeitpunkten und Verantwortlichkeiten.

Viele dieser Schritte lassen sich mit externer Unterstützung umsetzen. Energie-Einkaufsgemeinschaften übernehmen typischerweise zentrale Aufgaben im Beschaffungsprozess, von der Analyse des Verbrauchs über die Marktbeobachtung und den Angebotsvergleich bis hin zur Vertragsgestaltung und Umsetzung.

Für Unternehmen ohne eigene Energiefachleute bietet das eine praxisnahe Möglichkeit, strukturiert und effizient vorzugehen – bei reduziertem Aufwand und klarer Entscheidungsbasis.

Fazit

Energie ist längst nicht mehr nur ein operativer Kostenpunkt, sie beeinflusst maßgeblich die wirtschaftliche Stabilität und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.

Wer Preisschwankungen und Versorgungsrisiken aktiv begegnet, schafft mehr Planungssicherheit und kann fundierte Entscheidungen treffen. Ein systematischer Umgang mit Energie ist damit ein wichtiger Bestandteil moderner Unternehmensführung, insbesondere für den Mittelstand.

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