InnovationsstrategieStrategisches Innovationsmanagement

Damit Ihre Innovationsstrategie umgesetzt wird, brauchen Sie Regeln, Prozesse, Projekte, Methoden, Werkzeuge und Ressourcen. Alle Aufgaben, um diese Aspekte zu organisieren, sind im strategischen Innovationsmanagement zusammengefasst.

Strategie und Innovation

Eine Strategie ist Mittel zur Durchsetzung der Unternehmenspolitik, der Vision, Mission und der übergeordneten Unternehmensziele unter den jeweiligen konkreten Bedingungen. Sie ist die Kunst und die Wissenschaft, Ressourcen so einzusetzen, dass die von der Unternehmenspolitik festgelegten Zwecke erreicht werden. Das Unternehmen braucht in diesem Sinn eine Strategie dafür, wie es Innovationen generieren will.

Wollen Sie Produkte, Dienstleistungen, Serviceangebote, Prozesse, betriebliche Organisationsstrukturen oder ganze Geschäftsmodelle zielgerichtet verändern und dauerhafte Wettbewerbsvorteile für Ihr Unternehmen erzielen, dann benötigen Sie stets eine langfristige Grundorientierung aller damit verbundenen Prozesse. Für die Erfüllung der Unternehmensziele gibt es unterschiedliche Strategien.

Welche Strategie als beste ausgewählt wird, ist insbesondere abhängig von:

  • den verfügbaren Ressourcen
  • der Wettbewerbssituation
  • den Beziehungen zu den Kunden und zur Öffentlichkeit
  • vom Wachstumspotenzial des Marktes
  • der Technologie

Ausgehend von der Unternehmenspolitik und den Unternehmenszielen werden die Unternehmensstrategien formuliert.

Die Innovationsstrategie aus der Unternehmensstrategie ableiten

Ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie ist die Innovationsstrategie. Sie umfasst alle strategischen Aussagen für die

  • Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte und Verfahren
  • Erschließung neuer Märkte
  • Einführung neuer Organisationsstrukturen und sozialer Beziehungen im Unternehmen

Abbildung 1 zeigt, wie Unternehmensstrategie und Innovationsstrategie zusammenspielen können. Außerdem wird sichtbar, dass die Strategie zur Forschung und Entwicklung im Unternehmen (FuE-Strategie) aus der Innovationsstrategie abgeleitet wird und dass weitere Strategien zur Markterschließung, zur Interaktion mit der Umwelt und zur Nutzung von Technologien eng mit der Innovationsstrategie verknüpft sind und alle aufeinander abgestimmt sein sollten.

Abbildung 1: Einordnung der Innovationsstrategie in das Gesamtsystem der Unternehmensstrategie

Der Kernprozess im Innovationsmanagement

Während die Innovationsstrategie die Ziele, den Rahmen und die Marschrichtung für Innovationen des Unternehmens aufzeigt, schafft das Innovationsmanagement die Grundlagen, Systeme und Werkzeuge, um die Vorgaben der Innovationsstrategie zu erfüllen. Das Innovationsmanagement umfasst alle Aufgaben, die für die Umsetzung der Innovationsstrategie wichtig sind.

Das Innovationsmanagement muss auf der Basis der Unternehmensstrategie und der Innovationsstrategie dafür sorgen, dass Innovationen durch das Unternehmen entstehen. Die dafür notwendigen Schritte sind in Abbildung 2 dargestellt.

Abbildung 2: Kernprozess im Innovationsmanagement

Mit diesem Kernprozess sind unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen. Diese werden meist in den jeweils betroffenen Fachbereichen durchgeführt. Das Innovationsmanagement muss diese Aktivitäten zusammenführen und koordinieren – hat deshalb die jeweiligen Schnittstellen zu pflegen.

Aufgaben des Innovationsmanagements

Das Innovationsmanagement muss dafür sorgen, dass die in Abbildung 1 dargestellten Einzelstrategien miteinander verknüpft und die einzelnen Schritte aus Abbildung 2 durchgeführt werden. Es muss den Innovationsprozess organisieren, sicherstellen und vorantreiben. Innovationsmanagement umfasst deshalb den Prozess zu Initiierung, Planung und Durchführung sowie Kontrolle einer Innovation im Unternehmen. Dazu zählen insbesondere folgende Aufgaben:

  • Ideen und Impulse für Innovationen generieren in Verbindung mit der Umweltstrategie und der Technologiestrategie
  • vielversprechende Ideen erkennen und aufgreifen
  • innovative Lösungen finden, um aus Ideen ein marktfähiges Produkt, eine Dienstleistung, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, in Verbindung mit der FuE-Strategie und der Technologiestrategie
  • oder einen innovativen Prozess oder neue Arbeitsformen innerhalb des Unternehmens entwickeln
  • Prototypen testen und verbessern
  • Markteinführung vorbereiten und das Marketing bei der Umsetzung der Marktstrategie unterstützen

Das Innovationsmanagement muss dementsprechend die Schnittstellen zu den anderen Teilstrategien einrichten und pflegen.

Schnittstelle zur FuE-Strategie und zur Technologiestrategie

Innovationsmanagement kann sich auf weltweit neue Entwicklungen im technischen Bereich beziehen und kann dann zu einem Patentschutz führen. Innovationsmanagement kann aber auch die erfolgreiche Adaption längst existierender Entwicklungen zum Ziel haben. Dies ist die Schnittstelle zur Technologiestrategie.

Schnittstelle zur Umweltstrategie

Innovationen stellen eine wesentliche Antriebskraft für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung dar. Durch den globalen Wettbewerb, durch Anforderungen aus der Gesellschaft und zum Umwelt- und Klimaschutz ergeben sich immer wieder neue Herausforderungen, auf die das Unternehmen Antworten braucht.

Schnittstelle zur Marktstrategie

Globalisierung, Wettbewerb, neue Kunden- und Zielgruppen führen ebenfalls zu immer neuen Herausforderungen. Das Unternehmen muss mit seinen Innovationen dort ansetzen, wo es sich den größten Erfolg verspricht. Es muss sich für Märkte entscheiden, auf denen es auftreten will, es muss die richtigen Kundensegmente finden und wissen, wie es sich vom Wettbewerb unterscheiden kann – mit Innovationen.

Mit dem Innovationsmanagement schafft ein Unternehmen die Grundlagen, um eine eigene Innovationsstrategie zu entwickeln – und diese bei Bedarf auch anzupassen, zu ändern, zu erweitern oder auf andere Ziele auszurichten. Dazu fördert das Unternehmen eine innovative Unternehmenskultur, entwickelt Systeme und Organisationsstrukturen für Innovation und eignet sich notwendige und hilfreiche Methoden, Werkzeuge und Kompetenzen an, um Innovationsstrategien zu erarbeiten.

Hinweis

Normung zum Innovationsmanagement

Mit der DIN EN ISO 56002:2021 gibt es eine Norm, die Elemente und Merkmale des Innovationsmanagements in einem Leitfaden beschreibt. Darin geht es unter anderem um die Bedeutung eines Innovationsmanagement-Systems für das Unternehmen, um Führung, Planung, Unterstützung, den Innovationsprozess und die Bewertung von Innovationen und des Innovationsmanagements.

Innovationsmanagement im Unternehmen organisieren

Innovationen können und sollen überall im Unternehmen entstehen. Mit Open Innovation öffnen sich Unternehmen sogar nach außen, um Ideen und Ansätze für Innovationen zu finden und ins Unternehmen zu führen. Alle Ideen, Aktivitäten und Projekte, die zu Innovationen führen sollen, sollten dennoch an einer Stelle zusammengeführt werden. Dafür gibt es unterschiedliche Lösungen:

Geschäftsleitung

Da Innovationsstrategien eng mit der Unternehmensstrategie verknüpft sind, ist Innovation immer ein wichtiges Thema für die Geschäftsleitung. Sie trägt die Verantwortung dafür, dass Ideen entstehen und in einen Innovationsprozess überführt werden. Sie schafft die Rahmenbedingungen – angefangen von der Unternehmenskultur bis hin zur Budgetfreigabe. Je nach Größe des Unternehmens kann die Geschäftsleitung spezielle Aufgaben an eine Stabsstelle delegieren.

Produktmanagement

Das Produktmanagement kennt die Produkte, die Kunden und die Märkte meist am besten. Hier entstehen viele Impulse und Ideen für Innovationen. Das Produktmanagement muss den Produktlebenszyklus im Blick haben und dafür sorgen, dass neue Produkte entstehen und zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt kommen. Es arbeitet dafür beispielsweise mit Road Maps.

Produktentwicklung

Im Rahmen der Produktentwicklung und der Forschung und Entwicklung ergeben sich Ideen und Impulse für Innovationen durch technologische Entwicklungen. Dort werden Technologietrends beobachtet, aus denen sich Impulse für Innovationen ableiten lassen. Veränderungen bei gesetzlichen Bestimmungen zu Produkten (Produktsicherheit, Umweltschutz) werden verfolgt und umgesetzt.

Produktion

Innovationen bei den unternehmensinternen Prozessen werden meist in den Produktionsabteilungen initiiert. Dort kennt man die Schwachstellen und weiß, welche Technologien möglich sind, um kostengünstiger, sicherer, schneller, zuverlässiger zu produzieren.

Organisationsentwicklung und Personalentwicklung

Organisatorische Innovationen und neue Arbeitsformen entstehen meist im Rahmen von Projekten zur Organisations- oder Personalentwicklung. Hier werden gesellschaftliche Trends beobachtet und gegebenenfalls in Form von Change-Management-Projekten umgesetzt.

Praxis

Abstimmung unterschiedlicher Strategien im Unternehmen

Prüfen Sie und zeigen Sie auf, wie unterschiedliche Strategien in Ihrem Unternehmen aufeinander abgestimmt sind:

  • Wie lautet die übergeordnete Unternehmensstrategie?
  • Was alles umfasst Ihre Innovationsstrategie?
  • Welche Verbindungen gibt es zwischen Innovationsstrategie und Unternehmensstrategie?
  • Welche Projekte werden derzeit oder zukünftig im Rahmen der FuE-Strategie verfolgt?
  • Welche Marktstrategie verfolgt Ihr Unternehmen? Neue Märkte, neue Kundensegmente?
  • Welche neuen Technologien sollen in Zukunft eingesetzt werden?
  • Wie soll die Beziehung zu Stakeholdern und zur Umwelt gestaltet werden?

Zur Abstimmung Ihrer Aktivitäten zum Innovationsmanagement sollten Sie diese inhaltlich und zeitlich koordinieren. Verschaffen Sie sich mit einer Übersicht wie in der folgenden Vorlage, welche Strategien Sie verfolgen, welche Aktivitäten Sie planen und wie diese aufeinander aufbauen und abgestimmt werden können.

Der Zeitstrahl in der Vorlage bildet ein Jahr ab. Dieser Zeitrahmen kann auch in Ihrer Übersicht größer sein. In manchen Branchen werden Innovationen mit Blick auf die nächsten fünf Jahre geplant.

Innovationspotenziale erkunden

Darüber hinaus muss die Strategieplanung zu den Unternehmenszielen sowie den Entwicklungen im Umfeld des Unternehmens und der sich abzeichnenden Trends passen. Mit der folgenden Vorlage können Sie prüfen, inwiefern diese Aspekte zusammenpassen und inwieweit Ihre Teilstrategien und die übergeordnete Unternehmensstrategie aufeinander abgestimmt sind und zu den Herausforderungen aus dem Umfeld und durch den Wettbewerb passen.

Nutzen Sie für Innovationen die Potenziale, die Sie in Ihrem Unternehmen bereits haben. Mit der folgenden Vorlage können Sie diese zusammenstellen und analysieren. Betrachten Sie dabei insbesondere Ihr Technologie-Know-how, Prozess-Know-how, Qualitäts-Know-how, Mitarbeiterkompetenzen, Marktzugang, Vertriebsstärke, Finanzen und Kooperationen. In der Vorlage können Sie dazu jeweils Ihre spezifischen Kompetenzen erfassen und einen Soll-Ist-Vergleich durchführen.

Innovationsprojekte initiieren, planen, steuern und nachbereiten

Beschreiben Sie den Prozess, wie Sie in Ihrem Unternehmen:

  1. dafür sorgen, dass viele Ideen und Impulse für mögliche Innovationsprojekte entstehen
  2. die Kriterien, nach denen Ideen bewertet und ausgewählt werden, die weiterbearbeitet werden sollen
  3. Daten sammeln und analysieren, um das Innovationspotenzial einzuschätzen
  4. Ziele für das Innovationsprojekt formulieren
  5. Lösungen finden, um aus der Idee ein Produkt, eine Dienstleistung, einen Prozess oder ein neues Geschäftsmodell zu machen
  6. Lösungen testen und bewerten
  7. die Lösung umsetzen, herstellen, und im Markt einführen und etablieren

Für diesen Prozess finden Sie in der folgenden PowerPoint-Vorlage:

  • die einzelnen Teilschritte und Aufgaben im Innovationsprozess und systematischen Innovationsmanagement,
  • zahlreiche Methoden und Werkzeuge für die praktische Umsetzung des Innovationsmanagements und für die Lösung Ihrer Innovationsaufgabe.

Hinweis: Diese umfangreiche PowerPoint-Vorlage nimmt das Wissen vieler Innovationsmodelle auf, vor allem aber ist es aus den praktischen Erfahrungen bei Innovationsarbeiten in KMU gespeist. Sie können, wenn Sie in den Überlegungen zu Ihrem neuen Projekt sind, den Foliensatz an den Anfang Ihrer Dokumentation stellen und dann Folie für Folie aufrufen. Es ist ein ganzheitliches Innovationsmanagement; aber nichts zwingt Sie, vorn anzufangen und alles Schritt für Schritt abzuarbeiten. Konzentrieren Sie sich auf jene Stellen, die Ihnen Schwierigkeiten bereiteten. Überfliegen Sie die Arbeitsschritte mit ihren kurzen Erläuterungen und greifen Sie sich passenden Arbeitsvorlagen heraus, um Ihr Innovationsprojekt professioneller zu gestalten. Fast 50 solcher Arbeitshilfen sind in der Vorlage beschrieben.

Im folgenden Abschnitt erfahren Sie, warum gerade die Timing-Strategie für Innovationen besonders wichtig ist und welche drei Timing-Strategien gewählt werden können.

Dazu im Management-Handbuch

Weitere Kapitel zum Thema